Lkw-Bühnen, Anhängerbühnen, Scherenarbeitsbühnen, Teleskopbühnen, Raupenarbeitsbühnen sowie Gelenkteleskopbühnen haben eines gemeinsam: Sie zählen zur professionellen Höhenzugangstechnik, bei deren Nutzung eine persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) getragen wird. Die persönliche Schutzausrüstung besteht in diesem Fall aus einem Ganzkörpersicherheitsgeschirr, einem Rückhaltesystem sowie entsprechenden Verbindungsmitteln. Klettergurte oder "normale" Haltegurte sind aufgrund ihrer Konstruktion für die Sicherung auf einer Arbeitsbühne nicht geeignet. Sie können bei einem Unfall, z. B. beim Herausschleudern aus dem Arbeitskorb, zu schweren Verletzungen oder zum Tod führen. Ein erhöhtes Absturzrisiko besteht bei auslegergestützten fahrbaren Hubarbeitsbühnen. 

Warum eine persönliche Schutzausrüstung sinnvoll ist

Geht es um Höhenarbeiten, sind Arbeitsbühnen wesentlich sicherer als Podeste oder Leitern, zumal deren gewerblicher Einsatz stark reglementiert ist. Allerdings bergen auch Bühnen ein Unfallrisiko. Eine der größten Gefahren ist die des Herausstürzens aus dem Arbeitskorb. Dies kann durch unterschiedliche Situationen herbeigeführt werden:

Am meisten unterschätzt wird der Peitschen- oder Katapulteffekt einer Arbeitsbühne. Bereits bei einem unvorsichtigen Überfahren von Schlaglöchern, Kanthölzern oder Bordsteinen gerät eine mobile Auslegerbühne ins Wippen. Aufgrund der Bauweise wirkt sich der Wippeffekt besonders auf den Arbeitskorb aus, und zwar so stark, dass der Bediener herausgeschleudert werden kann. Eine persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz fängt solche Stürze ab. Der Katapulteffekt tritt des Weiteren beim Zusammenstoß mit anderen Fahrzeugen auf oder wenn sich der Arbeitskorb verhakt (z. B. an einer Stahlkonstruktion) und wieder ruckartig freigegeben wird. 

PSAgA schützt - aber nur bei richtigem Verhalten auf der Arbeitsbühne

Nur noch schnell dieses eine Blech montieren oder jenen Ast dort drüben abschneiden wollen, schon ist es passiert: Der Bediener bewegt nicht den Arbeitskorb oder versetzt die Bühne, sondern lehnt sich über das Geländer hinaus, verliert das Gleichgewicht und stürzt aus dem Korb. Auch wenn Sie eine PSAgA tragen, steigen Sie nie bei angehobenem Teleskop auf das Geländer und verlassen Sie niemals den Arbeitskorb! Das Geländer von Arbeitsbühnen ist keine Steighilfe, der Korbeinstieg ist geschlossen zu halten!

Ein weiterer Unfallschwerpunkt ist die falsche Abstützung von Höhenzugangstechnik. Ist die Bühne nicht korrekt abgestützt, können eine oder sogar mehrere Stützen abrupt absacken bzw. einsinken. Vermeiden Sie dies, indem Sie vor einem Einsatz den Einsatzort in Augenschein nehmen (Gefährdungsbeurteilung) und die Bodenverhältnisse richtig einschätzen. Nicht auszuschließen sind auch technische Defekte (z. B. an der Hydraulik), die den Arbeitskorb unvermittelt absinken lassen können. Somit können sowohl menschliches als auch technisches Versagen zum Personenabsturz aus Arbeitsbühnen führen, wobei Ersteres häufiger der Fall ist. 

Die persönliche Schutzausrüstung richtig verwenden

Bitte beachten Sie vor jedem Arbeitsbühnen-Einsatz die Bedienungsanleitung des Herstellers bzw. die Betriesanweisung! So wird beispielsweise oft die Verwendung eines Rückhaltesystems vorgegeben, um ein Herausstürzen aus dem Arbeitskorb zu verhindern. Vorsicht: Verwenden Sie zum Absichern Ihrer Arbeiten keine Klettergurte oder ähnliches! Diese verursachen im Falle eines Sturzes schwerste Rückenverletzungen. 

Verwenden Sie ein Rückhaltegerät mit integrierter Falldämpfung (Bandfalldämpfer). Befinden sich mehrere Personen im Arbeitskorb, wird jeder über einen separaten Anschlagspunkt abgesichert. Befestigen Sie Ihre PSAgA nur an Anschlagspunkten, die auch als solche gekennzeichnet sind. Verwender einer PSA gegen Absturz sollten in der Benutzung unterwiesen worden sein und im Umgang geübt. Vor jedem Einsatz ist eine Überprüfung auf Mängel oder Beschädigungen vorzunehmen, z. B. auf angerissene Nähte, Verschleiß, Schnitte, Verformungen oder Korrosionen sowie beschädigende Verschmutzungen.

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Aus dem Korb gestürzt | Wenn der Notfall eintritt

Für den Fall, dass eine Person aus dem Arbeitskorb geschleudert wird, sollte am Boden stets eine zweite Person anwesend sein, die unverzüglich geeignete Rettungs- und Erste-Hilfe- Maßnahmen einleiten kann. Rufen Sie unverzüglich unter 112 den Rettungsdienst und teilen Sie den ankommenden Rettungskräften sofort die Unfallumstände mit, so dass eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden kann.
Die in den Gurten hängende Person muss so schnell wie möglich gerettet werden, da sonst innerhalb kürzester Zeit ein lebensgefährliches Hängetrauma eintreten kann. Aus diesem Grund sollte bereits bei der Planung des Arbeitsbühneneinsatzes ein Rettungskonzept ausgearbeitet werden. Ist die Person ansprechbar, sind nach dem Bergen sofort die Auffanggurte zu öffnen. Die geborgene Person ist in der Regel für 20 bis 40 Minuten in eine sitzende bzw. kauernde Haltung (erhöhter Oberkörper, angewinkelte Beine) zu bringen. Eine klassische Schock-Lagerung (erhöhte Beinlagerung) oder flache Lagerung führt in dieser Situation dazu, dass das in die Beine gesunkene Blut zu schnell in Richtung Herz strömt und der Gerettete an einer Entgleisung der Kreislaufregulation sterben kann. Um auf diesen Zustand sowie auf weitere Zustände (Bewusstlosigkeit, Atemstillstand) schneller und vor allem angemessen reagieren zu können, absolvieren Sie bitte einen entsprechenden Erste-Hilfe-Kurs!

Begriffserklärung:

Höhensicherungsgerät

Das Höhensicherungsgerät hält die Sicherungsleine automatisch kurz und packt bei abruptem Zug, einem Autosicherheitsgurt ähnlich, sofort zu. Die Sicherungsleine ist auf 1,80 m begrenzt und wird an einer hierfür vorgesehenen Anschlagsöse im Arbeitskorb befestigt. 

Auffangsystem

Das Auffangsystem für Arbeitsbühnen besteht aus einem Auffanggurt nach DIN EN 361 mit einer vorderen und einer hinteren Auffangöse. Ein speziell geprüftes, längenverstellbares Verbindungsmittel mit Falldämpfer bildet die Verbindung zwischen dem Auffanggurt und der Anschlageinrichtung der Arbeitsbühne. 

Hängetrauma

Ein Hängetrauma tritt ein, wenn eine Person länger bewegungslos und frei in einem Gurtsystem hängt. Aufgrund der Schwerkraft versackt das Blut in die herabhängenden Körperteile, z. B. in die Beine. Durch die freihängende Körperlage sind die körpereigenen Gegenregulationsmechanismen überfordert und können das Blut nicht mehr umverteilen. Das einschnürende Gurtsystem verstärkt diesen Effekt zusätzlich. Es kommt zu einem orthostatischen Schock sowie einer Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff. Ein Hängetraum kann bereits innerhalb von Minuten eintreten. Bergen Sie aus diesem Grund die in Not geratene Person so schnell wie möglich und führen Sie der besonderen Situation entsprechend Erste-Hilfe-Maßnahmen durch.